Rückblick auf eine Bilderreise durch über Hundert Jahre Fußballfankultur
Nach etwas längerer Pause konnten wir mal wieder eine kleine Lesung präsentieren. Zu Gast war Hardy Grüne, Autor und freier Journalist sowie leidgeprüfter Fan von Göttingen 05. Er stellte sein Buch mit dem o.g. Titel vor und gewährte den Zuhörern im gut gefüllten Block 39 Einblicke in die Entwicklung der Fankultur.
Hardy Grüne ist seit frühester Jugend ein Fußballanhänger, mit erster Stadionsozialisation in den frühen 70ern. Als genauer Beobachter, um nicht zu sagen Chronist dessen, was sich vor allem auf den Rängen abspielt, interessiert ihn weniger der sportliche Aspekt. Vielmehr stellt er das Treiben auf den Blöcken in einen gesellschaftlichen Kontext. Angefangen mit der vorletzten Jahrhundertwende, als der Fußball nach Deutschland kam und es für die eher betuchteren Damen und Herren als „schick“ galt sich bei diesem neuen Sport zu zeigen, bis hin zu den heute aktuellen, derzeit von den kreativen Choreos der Ultras dominierten Kurven wurde der Bogen über die Arbeiterbewegung und die Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus bis zum fast konkurrenzlosen Freizeitvergnügung eines noch armen Nachkriegsdeutschlands gespannt. Es war auch spannend und verblüffend zu sehen, wie die Kommerzialisierung immer mehr Einzug hielt, während Fußballgucken als Freizeitbeschäftigung nur selten mal an Zuspruch verlor. Dass das Fußballgucken schon zu allen Zeiten, zumindest seit den 20er Jahren, auch ein Feld (im wahrsten Sinne!) des Austobens und der kollektiven Grenzüberschreitung war, konnte Grüne anhand zahlloser zeitgenössischer Fotos ebenso kenntnisreich wie unterhaltsam illustrieren.
Im Anschluss war noch ein wenig Zeit, sich einigen Nachfragen zu stellen und einen kurzen Ausblick zu wagen, wohin es den (deutschen) Fußball bei der derzeitigen Durchkapitalisierung noch treiben mag.
Die nächste Lesung ist schon in Planung, wir halten euch auf dem Laufenden!