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Feindbilder ins Abseits – Gemeinsamer Kongress von DFB, DFL und GdP

Am vergangenen MIttwoch fand in Frankfurt am Main der Kongress „Feindbilder ins Abseits – Polizei, Fans, Verbände und Vereine im Dialog“ statt. Nach einer kurzen Begrüßung durch den DFB Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn stand Bernhard Witthaut, Vorsitzender der Gerwerkschaft der Polizei (GdP), als erster am Rednerpult. Witthaut, der erst im November vergangenen Jahres diesen Posten von seinem Vorgänger Konrad Freiberg übernommen hat, stellte gleich zu Beginn klar, dass er gegen eine Kostenbeteiligung der Bundesligavereine an den Polizeieinsätzen ist. Damit grenzt er sich gegen seinen Vorgänger und gegen Rainer Wendt von der konkurrierenden Deutschen Polzeigewerkschaft (DPolG) ab. Diesem durchaus positiven Eindruck folgte eine Reihe von Forderungen, die vor Augen geführt haben, dass die Polizei Gefahr läuft, Problemlösungen zu sehr im repressiven Bereich zu suchen. Witthaut verlangte unter anderem Stadionverbote auch auf die Deutsche Bahn auszuweiten und ein generelles Alkoholverbot im Stadion und auf Bahnreisen. Zudem sah er das zur Verfügung stehende Strafmaß durch die Justiz nicht genug ausgeschöpft und beklagte sich über zu geringe Strafen oder Verfahrenseinstellungen bei Verfahren gegen Fans.
Im Anschluss kam mit Dr. Theo Zwanziger der DFB-Präsident zu Wort. Zwanziger fand, ohne diesen beim Namen zu nennen, ungewöhnlich scharfe Worte gegen Rainer Wendt von der deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) und verkündete, dass die GdP der einzige seriöse Ansprechpartner für den DFB ist. Zwanziger hat mit seiner Rede gezeigt, dass er den DFB zu einem durchaus offenen Verband gemacht hat. Neben einem Ausbau der professionellen Fanbetreuung in den unteren Ligen, mahnte er zu Selbstkritik auf allen Seiten.
Auch Harald Strutz (Vizepräsident der DFL und Präsident von Mainz 05) mahnte im Namen der DFL Sachlichkeit an und wandte sich gegen einen „Populismus, der dem Ernst der Sache nicht angemessen“ sei, was ebenfalls als wenig versteckter Hinweis an den DPolG-Vorsitzenden Wendt gewertet werden darf.
Nachdem die Verbände ihre Sicht der Dinge dargestellt hatten, kam mit Prof. Dr. Gunter A. Pilz ein Soziologe zu Wort der sich schon seit langem mit Fußballfans wissenschaftlich beschäftigt. Seine Schlussfolgerung war eindeutig „Wir brauchen mehr Kommunikation und Transparenz“. Das Stichwort „Transparenz“ ist wichtig, da im weiteren Verlauf der Veranstaltung deutlich geworden ist, dass ein Großteil der Teilnehmer, mit Ausnahme der GdP, für eine Kennzeichnungspflicht von Polizeibeamten war. Vor allem Harald Strutz (DFL) würde eine solche Regelung, auch als Zeichen der Transparenz, begrüßen.
Von Seiten der Polizei kamen noch drei weitere Redebeiträge. Zum Einen von Sandra Smisek, ehemalige Fußballnationalspielerin und jetzt in Diensten der Polizei und zum Anderen von zwei Bereitschaftspolizisten. Die beiden Bereitschaftspolizisten teilten ihre nicht immer angenehmen Erfahrungen im Einsatz mit Fußballfans mit. Hervorzuheben ist die Forderung der Beamten für ein einheitliches Polizeihandeln und dessen Transparenz und die Schaffung besserer Bedingungen für Fans, z.B. einen besseren Zugang und eine höhere Anzahl von öffentlichen Toiletten an Bahnhöfen und außerhalb der Stadien. Zudem beklagten sie sich über eine Zunahme der Arbeitsstunden und steigende Gewalt im Fußballzusammenhang. Sandra Smisek hingegen war anzumerken, dass sie wenig bis gar nichts zu der Diskussion beizutragen hatte. Dementsprechend kurz war ihr Auftritt. Aber es sei ihr verziehen, wir fanden das Buffet des Tagungs-Hotels auch großartig.
Auch die Fanprojekte waren im Dialog vertreten, mit Michael Gabriel von der Koordinationsstelle und Thomas Beckmann von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte kamen gleich zwei Vertreter zu Wort. Beckmann machte unter anderem darauf aufmerksam, dass aus Sicht der Fans das Auftreten und Handeln von Teilen der Polizei einen entsprechenden Anteil an der Entstehung des Feindbildes „Polizei“ hat. Michael Gabriel machte in der späteren Podiumsdiskussion deutlich, dass die Kampagne „Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren“, welche von einem Großteil der deutschen Ultra-Gruppen unterstützt wird, der richtige Weg zu einem Dialog und eine große Chance wäre, neue Wege im Umgang mit Pyrotechnik zu beschreiten. Von Seiten des DFB, in Form von Helmut Spahn, wurde bezüglich Pyrotechnik ergebnisoffene Gesprächbereitschaft signalisiert.
Auch ein Vertreter der Ultras kam zu Wort. Johannes Liebnau von den Chosen Few Hamburg hat mit einem sehr souveränen Beitrag, die Sicht der Ultras beschrieben und mit einigen guten Beispielen Probleme des Ultra-Alltags im Stadion erklären können und damit vielleicht zu einem besseren Verständnis beigetragen.

2017-03-24T09:12:59+00:00