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Gemeinsame Stellungnahme zur aktuellen Sicherheitsdebatte im deutschen Fußball.

Ende September hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) den 36 Vereinen und Kapitalgesellschaften der 1. und 2. Bundesliga das Konzeptpapier „Sicheres Stadionerlebnis“ übermittelt. Der DSC Arminia stellt hierzu fest, dass diese Diskussionsgrundlage unserem Club wie auch den anderen Vereinen der dritten Liga offiziell nicht zugestellt wurde und auch keine informelle Weiterleitung erfolgte. Der DSC Arminia ist in dem bundesweit laufenden Diskurs bis dato seitens Verbände nicht um Einschätzung und Rückmeldung gebeten worden.

Nichts desto trotz wird sowohl unter Fans und Mitgliedern des DSC als auch bei Vereinsverantwortlichen und Mitarbeitern sowie bei Vertretern der Faninstitutionen kontrovers diskutiert. Sämtlichen Beteiligten ist dabei bewusst, dass die nun diskutierten Erarbeitungen der „Kommission Sicherheit“ (DFL) weitreichende Veränderungen für die Fankultur bedeuten würden. Im öffentlichen Diskurs ist der DSC nun vermehrt um Positionierung gebeten worden.

Zunächst sind wir davon überzeugt, dass das Diskussionspapier durchaus auch positive Ansätze wie etwa eine umfassende Qualifizierung der Ordner-Dienste, eine weitere Verbesserung der Infrastruktur, vor allem aber die Stärkung präventiver Sozialarbeit und auch wichtiger Aspekte wie ein Gewaltverzicht, die Anerkennung geltender Vorschriften und das Bekenntnis gegen Diskriminierung und Rassismus beinhaltet. Für diese bereits von Verein und Fanszene gelebten Selbstverständlichkeiten bedarf es jedoch keiner auferlegten Fancharta. Natürlich ist es im Interesse aller Beteiligten, ein Stadionerlebnis sicher zu gestalten. Die kritisch und kontrovers zu diskutierende Frage ist dabei, welche skizzierten Restriktionsmöglichkeiten (Generalverdacht, Sanktionsmaßnahmen, Restriktionen durch Dritte, Prinzip der Kollektivstrafe) tatsächlich legitim, verhältnismäßig und notwendig, zudem aber auch rechtlich haltbar sind.

Wir konstatieren, dass in dieser hochkomplexen, fanspezifischen Thematik auf die reelle Mitarbeit von Fans und Fanvertretern, respektive auf Expertenmeinung der Praktiker, verzichtet wurde. Wir begreifen die Zuschauer, Fans und Mitglieder nicht nur als Objekt einer Studie, sondern als Teil der gemeinsamen Arbeit. In diesem Kontext sind der Dialog mit den Fanvertretern und auch die ausführliche Einbeziehung bundesweiter Fanorganisationen unerlässlich und daher wünschenswert, um nachhaltig die Akzeptanz solcher Konzepte zu gewährleisten.

Wir halten es für dringend notwendig, sowohl überregional als auch jeweils regional beziehungsweise lokal einen kontinuierlichen Fandialog zu etablieren. Verbände, Vereine und Behörden müssen dabei deeskalierende und präventive Maßnahmen in den Fokus nehmen. Insgesamt setzen wir auf lokal funktionierende Netzwerke unter Einbezug aller maßgeblichen Parteien – also auch der Fans. Wir glauben nicht, dass bundesweit einheitliche, statuarische Verankerungen und Maßnahmenkataloge erfolgreich wirken können. Eine gemeinsame Werteordnung zwischen Club und Fans bleibt wünschenswert, ist aber nur nachhaltig und konstruktiv umzusetzen, wenn die Willensbildung der Fans maßgeblich einbezogen wird und die Erarbeitung gemeinsam, ausgewogen und tragfähig erfolgt. Der DSC Arminia Bielefeld samt seiner Faninstitutionen beansprucht für sich, im vorhandenen Netzwerk die Lösungsansätze lokal, individuell und rational erarbeiten zu können. Das bedeutet konsequenterweise auch, dass sich kein Beteiligter dem angebotenen Dialog verweigern sollte.

Gleichzeitig bewerten wir die derzeitige, hochstilisierte Diskussionskultur rund um die „Sicherheit im Stadion“ sehr kritisch. Die vielen verschiedenen Interessensgrundlagen machen das Thema ohne Frage sehr komplex, die von allen Seiten häufig sehr populistisch ausgetragene Diskussion inklusive einer vielfach unausgewogenen und boulevardesken Überhöhung durch die Medien erzeugen eine Eskalation, die nicht zielführend sein kann. Arminia Bielefeld plädiert dringend für eine Rückführung der Gesamtproblematik auf die reine Sachebene unter Einbeziehung aller betroffenen Gruppen und notwendiger Expertisen.

Bielefeld, 26. Oktober 2012
Präsidium DSC Arminia Bielefeld e.V.
Geschäftsführung DSC Arminia Bielefeld GmbH & Co. KGaA
Fan AG (DSC-Fanbetreuung, Arminia Supporters Club, Schwarz-weiß-blaues Dach e.V., Fan Projekt Bielefeld e.V.)

2017-03-24T11:33:52+00:00