Es sollte für die „Grünen“ in NRW eine Art Premiere darstellen. Erstmals befasste sich ein von ihnen gestalteter Kongress mit Fankultur. Die Partei „Die Grünen“ hat von allen im Landtag vertretenen Parteien vermutlich das ambivalenteste Verhältnis zum Fußballsport. Denn auch ihre Wählerschaft hatte jahrelange eher wenig mit Fußball am Hut. Nun, wo der Fußball mehr und mehr auch in den Alltag aller Bevölkerungsgruppen dringt, die Medien ohne Fußball scheinbar gar nicht mehr stattfinden können, ist es auch für die „Grünen“ eine Pflichtübung geworden.
Der Grüne Fankongress wollte denn auch vor allem Plattform des Austausches, des Dialogs und der kritischen Nachfrage sein. Fundiertes Fachwissen wurde eingeladen, mit Tanja Walther-Ahrens, dem Sportjournalisten und Buchautor Christoph Ruf („Kurvenrebellen“) und dem Sportwissenschaftler Prof. Jürgen Mittag (Uni Köln),
Neben fankulturellen Diskussionen wurden zum einen besonders rechtliche Fragestellungen in den Mittelpunkt gerückt. Der Kölner Rechtsanwalt Thomas Westkamp konnte umfassende Einblicke in die gegenwärtigen Rechtsgrundlagen sowie die aktuelle Rechtsprechungspraxis geben. Hier wurde deutlich, wie sehr mittlerweile die Sicherheitsinteressen den Bürgerrechten den Rang abzulaufen drohen. Kritische Nachfragen in den entsprechenden politischen Gremien sind daher nicht nur erwünscht, sondern geradezu zwingend notwendig. Wenn sich die „Grünen“ hier ein entsprechendes Profil erarbeiten, kann das der Diskussionskultur im Fußball sicherlich nur gut tun. Das andere große und derzeit hochaktuelle Thema, die Flüchtlingsdebatte und der hier allzu oft aufscheinende Rassismus, hatten die Grünen ja von jeher schon besetzt, entsprechend waren sich alle Kongressteilnehmer einig, dass über den Fußball sehr gut vermittelt werden könne, was von Fremdenfeindlichkeit zu halten sei, nämlich nichts.
Dass der Kongress allerdings unter der geringen Resonanz litt, darf nicht unerwähnt bleiben. Die Ultras blieben dieser Veranstaltung fern. Das dürfte weniger mit der an jenem Sonntag vorherrschenden Sommerhitze als damit zu tun haben, dass die Grünen bei Fußballthemen lange ein Authentizitätssproblem hatten. Möglicherweise könnte sich das durch solche Kongresse ja in Zukunft ändern…
