Im Gedenken an den früheren Arminia-Funktionär Fritz Grünewald, der mit seiner Frau Betti und seinem Sohn Rolf im dritten Reich von den Nazis verfolgt und ermordet wurde, verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig am Mittwoch drei Stolpersteine, deren Patenschaft die Bielefelder Fan AG übernommen hat.
Mit dem Projekt „Stolpersteine“ soll das Andenken an die Verfolgten des Nazi-Regimes in der Gegenwart wach gehalten und zudem dokumentiert werden, dass die Opfer aus der Mitte der Gesellschaft kamen. Zu diesem Zweck werden an den letzten bekannten Wohnorten kleine Gedenksteine in den Gehweg eingelassen.
Fritz Grünewald war ein leidenschaftlicher Armine, seine Treue und sein Engagement gehörten in großem Umfang dem DSC, auch in Zeiten, in denen es nicht gut für den noch recht jungen Fußballverein lief. Dies schützte ihn jedoch nicht davor, nach der Machtergreifung der Nazis auch im DSC, aus dem Verein ausgeschlossen und mit einem Stadionverbot belegt zu werden. Dieser gesellschaftlichen Ächtung folgte später die Ermordung der ganzen Familie im Warschauer Ghetto, bzw. in Riga und Auschwitz.
Nach dem Stolperstein für den ebenfalls von den Nazis ermordeten Arminia-Funktionär Julius Hesse ist dies bereits das 2. Mal, dass die Bielefelder Fan AG, in der auch das Fan-Projekt mitarbeitet, die Patenschaft für Stolpersteine übernommen hat. Stellvertretend für die Fan AG sagte Sebastian Kraus vom Arminia Supporters Club, „dass es den Nazis gelang, Vorurteile, Feindschaften und Hass gegen Menschen zu schüren, mit denen man jahrelang in einem Verein gemeinsam an einem Strang gezogen hatte, sollte uns auch heute noch eine Warnung sein, wozu der Mensch fähig ist“. Aus dieser Vergangenheit muss für die Gegenwart der Schluss gezogen werden, tolerant miteinander statt gegeneinander zu leben. Auch Arminias Präsident Hans-Jürgen Laufer hob hervor, wie wichtig es ist, die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis aber auch an deren Opfer aufrecht zu erhalten. Vor dem Hintergrund sei es umso bedeutender, das heute jeder Mensch beim DSC willkommen sei.
Anlässlich der Verlegung der Stolpersteine veranstaltete die Fan AG am Abend des selben Tages einen Vortrag mit Ronny Blaschke zum Thema „Zwischen Abgrund und Aufbruch / Wie antisemitische Vorurteile im Fußball ein Ventil finden – und wie man ihnen frühzeitig begegnen sollte“.
Dass es im Fußball Diskriminierung gibt, ist hinlänglich bekannt. Dass dieses Problem so schnell nicht aus der Welt zu schaffen ist, auch. Entsprechend viele Initiativen bearbeiten deshalb dieses Problem. Auch der DFB unterstützt solche Initiativen und vergibt jährlich den Julius-Hirsch-Preis. Und genau hier rückt der Antisemitismus als besondere Form des Rassismus` in den Fokus. Julius Hirsch war Jude und deutscher Nationalspieler im Kaiserreich gewesen. Die Rasseideologie des „Dritten Reiches“ vereinnahmte schnell auch den Sport, (ehemalige) Sportler wie Hirsch wurden verfolgt und nicht selten in KZ ermordet. Diesen historischen Bogen bis hin zum Jahr 2015 zeichnete Blaschke, auch anhand zahlreicher Fotos und Dokumente, facettenreich nach. Denn auch die aktuellen Formen des Antisemitismus bedienen sich jener Gestaltungselemente, die schon die Nationalsozialisten entwickelt hatten. Heutige Formen sind aber oft subtiler und verklausulierter, um nicht strafrechtlich belangt werden zu können. „Jude“ als Schimpfwort wiederum ist keine Ausnahme, gerade unter Jugendlichen, auch wenn bei diesen zum Teil unklar bleibt, ob dahinter tatsächlich ein ausgewiesener Antisemit steckt.
Gewisse Parallelen zu anderen Diskriminierungsformen, wie sie bspw. immer wieder Sinti und Roma erleben müssen, sind sicher nicht zufällig, dies auch ein Resümee der sich anschließenden Diskussion.
Als Veranstaltungsort wählte die Fan AG diesmal die Kneipe „Heimat&Hafen“. Ohne Frage ein Ort, der sich für weitere Kooperationen dieser und ähnlicher Art anbietet.
Ronny Blaschke ist in Bielefeld übrigens kein Unbekannter gewesen. Der Berliner Journalist machte schon vor etwa 3 Jahren auf seiner Lesereise zu seinem Buch „Angriff von Rechtsaussen“ Station bei uns.