und wie unterscheiden sich heutige Parteitage von denen der Nazis in den 30er Jahren? Diese und andere Fragen standen neben dem Spiel des DSC beim Club im Mittelpunkt der jüngsten U18-Fahrt nach Nürnberg.
Bevor der sportliche Teil am zweiten Tag der Fahrt die TeilnehmerInnen in seinen Bann zog, galt am 1. Tag die Aufmerksamkeit dem „Reichsparteitagsgelände“. So wurde das Areal im Südosten Nürnbergs genannt, auf dem von 1933 bis 1938 die Reichsparteitage der NSDAP stattfanden. Es handelt sich dabei um ein riesiges Gelände mit einer Gesamtfläche von über 16,5 km². Auf diesem Gelände planten und bauten die Nazionalsozialisten auf der damals größten Baustelle der Welt eine Vielzahl von Gebäuden, die in ihrem Gigantismus kaum zu übertreffen sind. Als Beispiel sei hier das „Deutsche Stadion“ genannt, welches für 405.000 Zuschauer (!) konzipiert war und das größte Stadion der Welt werden sollte. Das Stadion wurde jedoch wie die meisten anderen Bauwerke nie zu Ende gebaut. Einzig die Haupttribüne auf dem Zeppelinfeld wurde fertig gestellt und diente den Nazis als Ort ihrer gigantischen Selbstinszenierung und hasserfüllten Propaganda.
Anders als die bisherigen Gedenkstättenfahrten widmete sich diese Fahrt weniger den Opfern als vielmehr den Tätern. Wie wurde der Machtapparat der Nazis auf- und ausgebaut? Wie setzten sie sich in Szene und wie gelang es ihnen, die Massen zu begeistern. Bei den Nürnberger Reichsparteitagen hatten sie es in dieser Hinsicht nicht schwer. Die bis zu 1 Million Zuschauer und Mitwirkende dieser Ereignisse mussten nicht überzeut werden, sie waren überzeugte Nazis. Täter als Mitwirkende in einer der vielen Nazi-Organisationen, die sich auch bei den Reichsparteitagen präsentierten oder Täter als begeisterte Mitläufer.
Der 2. Tag der Fahrt widmete sich zunächst anderen Sehenswürdigkeiten, die Nürnberg zu bieten hat. An erster Selle ist hier natürlich die Kaiserburg zu nennen, die allerdings auch einen Bezug zu den Reichsparteitagen hat. Sie sollte als symbolträchtige Kulisse für das NS-Regime und als Unterkunft für hohe Staatsgäste dienen sowie mit ihrer Geschichte zudem eine direkte Beziehung zwischen dem NS-Regime und früheren deutschen Herrschern herstellen.
Der Besuch des Spiels FCN – DSC im heutigen „Stadion Nürnberg“, welches als ehemaliges „Stadion der Hitlerjugend“ ebenfalls Teil des Reichsparteitagsgelände war, bildete den Abschluss der Fahrt. Leider schafften es die Blauen auf dem Rasen nicht, für ihr Spiel die gleiche Begeisterung zu entwickeln, wie die TeilnehmerInnen für unsere U18-Fahrt. Die ließen sich durch das Spiel nicht entmutigen und so wurde bereits auf der Rückfahrt der Glaube an den Klassenerhalt beschworen.
Neben dem Fußballturnier „Am Ball bleiben“ war auch die Gedenkstättenfahrt nach Nürnberg ein Beitrag des Fan-Projekts zu den Bielefelder Aktionswochen gegen Rassismus.