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Ein Blick hinter die Fassaden der Stadt

Zu einer vom Fan-Projekt organisierten historischen Stadtführung traf sich am letzten Dienstag eine 20-köpfige Gruppe Arminiafans. Es galt ebenso die Spuren jüdischen Lebens zur Zeit des Nationalsozialismus zu ergründen, wie auch einen kleinen Einblick in die damalige Situation in Bielefeld zu erhalten. Aufgesucht wurden Orte, deren Bedeutung auch heutzutage sicher vielen bewusst ist, wie z.B. der Standort in der Turnerstraße, an der die damalige Synagoge stand, die in der Reichsprogromnacht in Brand gesteckt wurde. Auch Orte, deren damalige Bedeutung auf der Hand liegt, wurden angesteuert, so z.B. der Hochbunker in der Neustädter Straße.Daneben erfuhren die TeilnehmerInnen aber auch weniger Bekanntes. Die Wäschefabrik in der Viktoriastraße (heute ein Museum) hat beispielsweise ebenso eine jüdisch geprägte Geschichte wie auch das ehemalige Berufsbekleidungsgeschäft an der Turnerstraße / Ecke Kesselbrínk.

 

Eine weitere Opfergruppe der Nationalsozialisten waren die, oft aus Osteuropa stammenden, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. In Bielefeld wurden diese in etwa 200, unterschiedlich großen Lagern untergebracht, deren größtes, das Lager „Bethlehem“ auf dem Johannisberg, allein 1000 Personen  fasste. Die hier eingepferchten Menschen mussten täglich zu ihrer Arbeitsstätte, den Dürkopp-Werken gehen. Dort wurden sie z.B. in der großen und zum Komplex „Tor 6“ gehörenden Halle an der August-Bebel-Straße eingesetzt, die heute den Verein zur beruflichen Ausbildung und Qualifizierung Jugendlicher (BAJ) beheimatet. In dieser eigens errichteten Fabrikhalle baute die Firma Dürkopp ab 1942 Luftabwehrgeschütze, denn sie hatte vom Nazi-Regime hierfür einen umfassenden Rüstungsauftrag erhalten. Diesen setzte sie unter Ausbeutung der Zwangsarbeiterinnen u.a. in eben dieser Halle an der August-Bebel-Straße um.

 

Andere, für diesen Themenkomplex mindestens ebenso bedeutende, Orte auf Bielefelder Stadtgebiet mussten, zeitbedingt, bei der Stadtführung leider unberücksichtigt bleiben. Grund genug, sich diesem Thema zu einem späteren Zeitpunkt ein weiteres Mal zu widmen.

2017-05-09T16:19:56+00:00 9 Mai, 2017|Bildungsfahrten, Gesellschaft, Veranstaltungen|