Die Fan-Post begleitete die Bielefelder Fanszene lange und gab, bis zuletzt, immer wieder Einblicke in das, was das Fan-Projekt und Fußballfan(kultur) bewegt.
Heute wollen wir einen besonderen Text aus der vergangenen Saison erneut teilen, der den heutigen Gegner im DFB-Pokal ein wenig beleuchtet. Dieser Repost ist eine kleine Zeitreise, die zeigen soll, das der 1. FC Union Berlin vielleicht doch nicht der „kultige Klub aus Köpenick“ ist. Erschienen ist der folgende Text am 16.09.23 in der Ausgabe 379.
Union Berlin – (K)ein besseres Konstrukt!?
Aufstieg in die Bundesliga, souveräner Klassenerhalt, Conference League, Europa League und jetzt das erste Mal in der Vereinshistorie Champions League. Diese Stationen zeichnen den Weg vom FC Union Berlin, welcher in den Medien als „Kult-Club aus dem Osten“ gefeiert wird. Die Verantwortlichen von Union leisten seit Jahren gute Arbeit und stehen verdient auf den Champions League-Rängen, so der Tenor aus der Fußballberichterstattung. Aber ist dem wirklich so?
Am vergangenen Bundesliga-Spieltag vor der Länderspielpause war RB Leipzig zu Gast in der alten Försterei. RB Leipzig wird seit Jahren massiv von Fanprotesten begleitet und steht zurecht in der Kritik von Fußballfans und -Funktionären, aber ist Union da völlig anders?
Michael Kölmel, ein Karlsruher Unternehmer, steckt schon seit den 1990ern Geld in den Fußballverein Union Berlin. Zudem hält er ca. 2% der Profifußballabteilung des Karlsruher SC und war bis 2016 Eigentümer des Leipziger Zentralstadion, heute „Red Bull-Arena“. Als Investor stieg er im Jahr 2000 in das Zentralstadion ein, um den Standort für die WM 2006 attraktiv und modern zu machen. Als nach der erfolgreichen WM und fünf Spielen im Zentralstadion die Miete ausbleibt, macht er sich auf die Suche nach Leipziger-Clubs, die Interesse haben im Zentralstadion zu spielen. Ohne Erfolg. Ende des Jahres 2006 versucht er dann den FC Sachsen Leipzig und einen Brausehersteller aus Österreich, Red Bull, zusammenzubringen, um gemeinsam „sein“ Stadion zu mieten. Das Unterfangen scheiterte aber an DFB-Statuten und Fanprotesten. Schließlich fand Red Bull 2009 einen anderen Club, den SSV Makranstädt, um den Firmennamen in den Club zu bringen. Kurz darauf zieht RB Leipzig, damals noch Regionalligist, in das Leipziger Zentralstadion und zahlt Kölmel Miete. 2016 verkaufte Kölmel das Stadion an Red Bull für ca. 70 Mio. €.
Kölmel, welcher den Filmverleih „Kinowelt“ gründete, investierte aber auch schon weit vor dem Leipziger Zentralstadion in den Fußball. 1998 kauft er 90% der Rundfunkübertragungsrechte und gründete die Sportwelt-Beteiligungs GmbH, er wollte den Vereinen ein Darlehen für Spieler, Infrastruktur o.ä. geben und später von den Einnahmen der TV-Gelder profitieren. Diese Idee ging nicht auf, und er ging mit der Sportwelt-Beteiligungs GmbH im Jahr 2002 insolvent.
Auch im Jahr 1998 halt er Union Berlin aus einer finanziellen Notlage und rettete den Club vor dem finanziellen Ruin. Im Gegenzug erhielt er einen Prozentsatz der TV-Erlöse. Dieser Vertrag steht bis heute! Laut offiziellen des Clubs, u.a. Präsident Dirk Zingler wird der Vertrag regelmäßig „zu Gunsten von Union“ angepasst. Auch ein direktes Darlehen, welches Kölmel nicht vor 2028 zurückerhalten wird, floss in die Eisernen. Ungefähr 15 Mio. € bekam der Verein aus dem Berliner Stadtteil Köpenick.
Kölmel ist aber nicht der einzige Investor von Union Berlin, auch der luxemburgische Fonds „Quattrex“ steig 2016 in den Bundesliga-Club ein. Quattrex fördert u.a. auch den 1. FC Kaiserslautern, den FC Heidenheim und Austria Wien. Damals erhielten die Unioner 6,3 Mio. € in drei Tranchen. Union Berlin hat 2020 bereits 2,6 Mio. €, und 2021 2,8 Mio. € zurückgezahlt.
Ob weitere Finanzspritzen geflossen sind, ist nicht bekannt.
Aber auch mit anderen fragwürdigen Sponsoren, kann der FC Union Berlin mithalten. Die Köpenicker schlossen 2019 einen Sponsoring-Vertrag, der dafür sorgte das „Aroundtown“, eine Immobilienfirma, auf dem Trikot der Berliner landete. Das Unternehmen mit Sitz auf Zypern und in Luxemburg steht nicht nur deswegen in der Kritik. Enorme Mietsteigerungen in der Hauptstadt durch solche Immobilienfirmen, wie „Aroundtown“ oder „Vonovia“, verärgern nicht nur die Berliner. „Aroundtown“ unterhält in Berlin ca. 8000 Wohnungen und gehört weiterhin zum Sponsorenportfolio des Clubs.