Auf Initiative des Block Eins e.V und des Bielefelder Fan-Projektes war am vergangenen Mittwoch der Journalist Christoph Ruf zu Gast in unserer Stadt. Der renommierte Journalist ist in Deutschland einer der bekanntesten seiner Zunft und hat schon mit diversen fachlichen Büchern der Sportbranche wie der Fankultur auf den Zahn gefühlt. Mit seinem neuesten Werk „Fieberwahn“ ist er gerade auf Lesereise durch die Republik und hat so jüngst Station im „Nummer zu Platz“ an der Gr.-Kurfürsten-Str. gemacht. Rund 50 Interessierte machten sich durch das Schneechaos auf, um der kenntnisreichen Lesung beizuwohnen.
Im Fieberwahn wähnt Ruf vor allem die Funktionäre und all diejenigen Akteure, die den Fußball zu einer reinen Vermarktungsmaschine umbauen wollen. Als bedeutende Aspekte führt Ruf hier vor allem die längst fortgeschrittene Aushöhlung der 50+1-Regel durch interessierte Investoren sowie der schleichende Umbau der Anstoßzeiten an. Großen Anteil daran hat die DFL. Diese arbeitet als Dienstleister und Netzwerker, die TV-Rechte bringen auch jede Menge Geld in die Kassen. Dessen Verteilung unter den Clubs ist allerdings mehr als kritikwürdig. Die Schere zwischen den Erstligisten und dem „Rest“ der Fußballvereine geht immer weiter auseinander. Das große Geld lockt zudem Leute an, die dem Anspruch, einen Club seriös führen zu können, schlicht nicht gerecht werden. Stichwort „Geld schießt keine Tore“. Oder es werden Clubs erschaffen, deren Fußballspiel nur noch Mittel zum Werbezweck ist, in besonders ausgeprägter Form beim Leipziger Brauseclub zu sehen. Ruf unterfütterte dazu seine Ausführungen immer wieder mit erhellenden Hintergrundfakten.
Dass es in gewissem Rahmen auch anders geht, zeigte Ruf anhand von Dynamo Dresden auf. Dessen Fanszene, die ja auf der einen Seite wahrlich nicht den besten Ruf hat, arbeitet auf der anderen Seite permanent an alternativen, vor allem sinn- und identitätsstiftenden Formen, um im Profifußball überleben zu können. Wenn es in den Jugendmannschaften der SGD immer mehr ausgebildete Spieler gibt, die sich nichts sehnlicher wünschen, als mal für die Erste Mannschaft aufzulaufen, hat man schon einiges richtig gemacht; dann steht Vereinsidentifikation vor Karriere und Gehaltsoptimierung. Ob solches in Zukunft nur noch sogenannte Traditionalisten zum Schwelgen bringt, wird die Zukunft zeigen. Doch die hat kohlemäßig schon längst begonnen
Angesichts des aktuellen Entschuldungskonzeptes darf man gespannt sein, auf welchen Pfad sich unsere Schweiß-Weiß-Blauen zukünftig begeben, um sich in dem immer härter werdenden Fußballgeschäft einen Platz an der Sonne zu sichern.