Fankultur in England – reclaim the game?
Im Rahmen der Fußballkulturtage NRW hatten wir Matt Ford zu Gast. Matt ist Fan von Manchester United, Fanzine-Macher (United We Stand) und Journalist der Deutschen Welle. Er gab uns einen umfassenden Einblick in den englischen Fußball und seine Fankultur.
England ist das Mutterland des Fußballs und der Fankultur. Die Einblicke, die uns Matt Ford gewährte, zeigen aber auch ein anderes Bild. In keinem anderen Land wurde die soziale Zuschauerstruktur gezwungenermaßen einem solchen Wandel unterzogen. Weg von den eher arbeiterklassedominierten und auch jüngeren Fans hin zu einem älteren Mittelschichtspublikum.
Ausgelöst durch die schreckliche Zuschauerkatastrophe von Hillsborough, die von der Polizei verursacht aber den Fans zur Last gelegt wurde, erfolgte der Umbau der Stadien zu reinen Sitzplatzarenen mit oft horrenden Eintrittspreisen. Eine ausufernde Kommerzialisierung und ein für deutsche Verhältnisse unvorstellbares System von Club-Besitzern, deren Handeln oft gewinnorientiert und nahezu unkontrollierbar ist, taten ihr Übriges. Am Ende blieben von Fankultur und Stimmung weitgehend freie Konsumtempel und der neidische Blick vieler englischer Fans insbesondere nach Deutschland mit seinen vollen Stehplatzrängen, den lautstarken Gesängen und regulierenden Maßnahmen wie 50+1.
Aber es gibt für die englischen Fans auch wieder etwas Hoffnung. Inzwischen ist bewiesen, dass Hillsborough durch die Polizei und nicht die Fans ausgelöst wurde. Und zumindest in Form einer Testphase steht die Rückkehr der Stehplätze mittels einklappbarer Sitze bevor. In manchen Stadien, so z.B. im Old Trafford, existieren wieder fanblockähnliche Bereiche. Zwar immer noch ausgestattet mit Sitzplätzen aber angefüllt mit Gleichgesinnten mit gut geölten Stimmbändern, die in der Lage sind, wieder etwas von der alten englischen Stadionatmospäre auf die Ränge zu zaubern.