Ein gelungener Abend im Zeichen der schlechten Laune
Zusammen mit der aktiven Fanszene und dem JZ Kamp hatte das Fan-Projekt Bielefeld zu einer Lesung des Autors Christoph Ruf eingeladen. Vorgestellt wurde sein Buch „Genug geredet! Die Irrwege der Bundesliga und die Inkonsequenz der Fans“, in dem er mit dem modernen Fußball sowie seinen kommerziellen Auswüchsen abrechnet und dabei für Fans des Sports in seiner traditionellen Form ein düsteres Bild zeichnet.
Gerade letztere bildeten das erfreulich zahlreich anwesende Publikum, welches von Christoph Ruf in unerfreulich vielen Beispielen vor Augen geführt bekam, wie sehr der Fußball von seinen Funktionären in immer tiefere Abgründe kommerziellen Strebens getrieben wird. Allemal ein Anlass für schlechte Laune. Auch Teilen der Fans und ihren Organisationen, die sich kritisch mit dem Fußball und seinen Verbänden auseinandersetzen, wirft er mangelnde Hartnäckigkeit und Entschlossenheit vor. Sie ließen sich zwar in Kommunikationsangebote der Verbände einbinden, könnten dort aber fannahen Positionen zu wenig Gewicht verleihen. An dieser Stelle prognostiziert der Autor ein für Fans des klassischen Fußballs trauriges Zukunftsszenario mit einem Liga-Sponsor, noch zerstückelteren Spieltagen und einer Abschaffung der 50+1 Regel. Spätestens da war die gute Laune dahin.
Abschließend wurde dann noch ein kurzer Blick auf aktuelle Debatten um das Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter*innen, den Umgang der Justiz mit Fußballfans und das heute stattfindende Spitzentreffen der Innenminister mit den Fußballverbänden geworfen. Das war leider auch kein Stimmungsaufheller.
Reichlich Applaus und positive Rückmeldungen gab es dennoch, somit war die Laune zwar getrübt aber die Zufriedenheit mit dem Abend groß.
Stattgefunden hat die Lesung im Rahmen der Fußballkulturtage NRW, die von der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW ausgerichtet wird und mit nichtkommerziellen Angeboten die unterschiedlichsten Seiten des Fußballs beleuchtet.