Am 12. Mai hatten wir zu einem digitalen Vortrag mit anschließender Diskussion Robert Claus zu Gast. Er arbeitet bei der »Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit« (KOFAS) und forscht seit langem u.a. zu Fankulturen. Hier nimmt Robert Claus insbesondere deren Schattenseiten in den Blick und widmet seine Arbeit u.a. der Erforschung der Themenbereiche Hooliganismus, Rechtsextremismus und Kampfsport sowie deren Verbindungen zueinander.
In seinem Vortrag gab Robert Claus Einblicke in das deutsche und europäische Kampfsport-Netzwerk der extremen Rechten. Kampfsport war in diesen Szenen schon immer ein beliebtes Thema. Bereits in der Zeit des Nationalsozialismus wurde bspw. Boxen als Schulsport für Jungen eingeführt. Es galt damals wie heute die vermeintlichen männlichen Ideale wie Kraft, Mut, Kampfgeist und (nationalistische) Loyalität zu trainieren, zu zelebrieren und mit nationalsozialistischer Wehrhaftigkeit in Einklang zu bringen.
Beginnend vor etwa 15 Jahren setzte ein Boom im Bereich des Kampfsports ein, der auch bald die rechtsextreme Szene erreichte. Mit diesem Boom begann auch eine Professionalisierung des rechten Kampfsports. Große Veranstaltungen mit mehreren hundert Zuschauern wie der „Kampf der Nibelungen“ etablierten sich als große Szene-Events und sorgten auch für umfassende wirtschaftliche Einnahmemöglichkeiten. Ähnlich wie bereits zuvor im Bereich des Rechtsrock entstand ein kommerzielles Netzwerk, welches die Szenemitglieder von der Kleidung bis zur Ernährung mit allem versorgte, was in der rechtsextremen Kampfsport-Lebenswelt angesagt war. Und welches so beachtliche finanzielle Mittel für die Szene generierte.
Erschreckend ist dabei auch, dass seitens der verschiedenen rechten Akteure im Bereich des Kampfsport eine aktive Jugendarbeit betrieben wird. So werden bspw. über Social Media Kanäle die Aktivitäten beworben, was zu einem steten Wachstum der Szene beigetregen hat. Auf diese Weise ist das größte Netzwerk militanter Neonazis entstanden, welches derzeit in Deutschland aktiv ist. Besonders besorgniserregend ist dabei der fließende Übergang ins rechtsterroristische Millieu.
Doch es gibt auch Erfreuliches zu berichten. So setzte etwa Mitte des letzten Jahrzehnts eine zivilgesellschaftliche Gegenbewegung ein. Es wurde Aufklärungsarbeit geleistet und im Bereich des organisierten Sports aber auch in anderen gesellschaftlichen Institutionen sensibilisiert. Den Veranstaltern wurde es zunehmend schwerer gemacht ihre (großen) Szene-Events zu veranstalten.
In der abschließenden Diskussion wurde somit mehr als deutlich, dass es Ansatzpunkte für erfolgreichen Widerstand gegen die rechtsextreme Kampfsport-Szene gibt. Überregional wie auch vor Ort.
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